Der Krankenstand der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Waltroper Stadtverwaltung ist seit Jahren sehr hoch. Im letzten Jahr (2015) erreichte er einen neuen Höchststand, der durchschnittliche Krankenstand betrug rund 14,3 %. Durchschnittlich fehlte jeder und jede Bedienstete der Stadt rund 36 Tage. Letztes Jahr waren im Schnitt täglich 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter krank gemeldet. Nachzulesen ist dies in den Unterlagen zur neunten Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses am 14. April 2016. Uns ist kein Rathaus bekannt, dass eine höhere Quote aufweist.
Höchster Krankenstand NRW-weit
Die Auswirkungen spürt jede Waltroperin und jeder Waltroper: lange Wartezeiten im Bürgerbüro, schleppende Bearbeitung von Anträgen, ständig wechselnde Ansprechpersonen und fachlich nicht fundierte Auskünfte. Die gesund verbliebenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter müssen die kranken Kolleginnen und Kollegen vertreten und oftmals dabei Aufgaben übernehmen, denen sie fachlich nicht gewachsen sind. Dies kann dazu führen, dass die vormals gesunden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sich überlastet fühlen, von der Arbeit demotiviert sind und keine Solidarität untereinander aufbauen. All dies führt zu einem schlechten Betriebsklima und unter Umständen zu weiteren Erkrankungen in der Belegschaft. Ein Teufelskreis.
Hohe Rückstellungen für Mehrarbeit und Urlaub
An einer weiteren Zahl kann die Überforderung des Verwaltungspersonals abgelesen werden. Jedes Jahr müssen im Haushalt höhere Rückstellung für Urlaub und Mehrarbeit gebildet werden. Nimmt eine Mitarbeiterin oder Mitarbeiter ihren Urlaub nicht und überträgt diese Ansprüche ins nächste Jahr, so ist dies wie ein Kredit an die Stadt zu werten. Im Haushalt müssen deshalb Rückstellungen gebildet werden. Diese Rückstellungen steigen weiter an, d.h. es fallen immer mehr Urlaubsansprüche an und immer mehr Mehrstunden werden nicht abgefeiert. Lag 2009 die Summe der Rückstellungen für Urlaub (blau) und Mehrarbeit (orange) noch bei rund 750.000 €, so lagen sie fünf Jahre später schon bei über einer Millionen € – Tendenz steigend.
Weiterhin Freistellungen bei der Verwaltung
Als wäre die Personallage der Verwaltung nicht schon angespannt genug. Im Jahr 2015 waren zwei städtische Bedienstete unter Fortzahlung der vollen Bezüge von der Arbeit freigestellt worden. Eine Freistellung geschah erst im Laufe des vergangenen Jahres, die andere Freistellung geht über mehrere Jahre. Dies ist eine Bankrotterklärung der Personalverantwortlichen. Sie kommen nicht nur ihrer Fürsorgepflicht gegenüber den betroffenen Mitarbeitern nach, sie schaden mit dieser ziellosen Maßnahme der Stadt!
Betriebliches Gesundheitsmanagement für die Stadt
Die von der Bürgermeisterin angeführten Maßnahmen zur Verbesserung der betrieblich Gesundheit sind im Hinblick auf die alarmierenden Zahlen völlig untauglich. Die Stadt führt zum einen in Kooperation mit Krankenkassen Aktionstage zu gesundheitlichen Themen durch, zum anderen bietet sie ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern künftig Seminare zum Thema Stress an. Gefordert ist ein aktives Gesundheitsmanagement, welches insbesondere die Rolle der Personalverantwortlichen in der Stadtverwaltung in den Blick nimmt. Denn der hohe Krankenstand ist ein Armutszeugnis für die Führungskräfte.
Krankenkassen bieten Unterstützung an
Es müssen nun jährlich eine Mio. € im vorgehalten werden, um Mehrstunden und Urlaubsansprüche der Verwaltungsmitarbeiterinnen und -mitarbeiter auszahlen zu können. Dieses Geld kann besser zum Wohle der Stadt eingesetzt werden. Um den Krankenstand und die Überstunden nachhaltig abzubauen, sollte sich die Bürgermeisten beraten lassen. Dies Beratung kostet keine 49.900 €. Krankenkassen wie AOK, DAK oder Barmer bieten Beratung und Expertise kostenfrei an.
Forderung der Landes-CDU aneignen
Frau Bürgermeisterin kann gerne bei der CDU-Landtagsfraktion abschreiben. Diese hat aufgrund der ihrer Meinung nach besorgniserregenden Entwicklung der Fehlzeiten in der Landesverwaltung im letzten Jahr die Einführung eine betrieblichen Gesundheitsmanagements für die Landesverwaltung gefordert. Und das bei einem Krankenstand der Landesverwaltung, der nur halb so hoch war wie der von der Waltroper Verwaltung.