Seit fünf Jahren fragt der Waltroper Aufbruch jährlich nach dem Krankenstand der Verwaltungsmitarbeiter*innen und weiteren personalwirtschaftlichen Kennzahlen. Dieses Jahr wurde die Anfrage noch um den Punkt Kündigungen erweitert. In der politischen Diskussion der vergangenen Wochen wurde zumeist die Zahl der Kündigungen problematisiert, es lohnt sich jedoch auch die anderen Daten zum Krankenstand, Mehrarbeit und Überstunden ins Blickfeld zu nehmen.
Weiterhin hoher Krankenstand in der Verwaltung
Die Fehlzeitenquote, der Krankenstand, lag 2018 bei 11,8 %. Im vergangenen Jahr blieben die Beschäftigten durchschnittlich aufgrund von Erkrankungen 27 Tage der Arbeit fern. Schaut man sich die Quoten der vergangenen Jahre an, so erkennt man, dass der Krankenstand zwar nicht mehr die Höchststände der Jahre 2014 bis 2016 erreicht, jedoch verglichen mit anderen Kommunen immer noch sehr hoch ist.
Die Quote nähert sich nun die Zahlen an, die zu Anfang des Jahrzehnts noch unter der damaligen Bürgermeisterin Heck-Guthe für Unmut gesorgt haben. Nun kann man darüber spekulieren, warum in den Jahren 2014 bis 2016 die Extremwerte erzielt wurden und Waltrops Verwaltung in den Fehlzeiten die Spitze aller NRW-Städte bildete. Führte die Zuwanderung von Flüchtlingen, der Wechsel an der Stadtspitze in 2014, die Umsetzung des Spardiktats des Stärkungspaktes oder gar der „Gellert-Gate“ zu den exorbitanten Fehlzeitenquoten? Sicherlich werden all diese genannten Faktoren Auswirkungen auf die Gesundheit der Beschäftigten gehabt haben, aber eine eindeutige Zurechnung auf einen Faktor ist unzulässig und da die Quote weiterhin hoch ist, greifen monokausale Erklärungen zu kurz.
Schlechte Personalwirtschaftliche Bilanz
Bedenklich ist auch, dass die Verwaltungsmitarbeiter*innen vermehrt ihren Urlaub nicht nehmen oder ihren Überstunden nicht abbauen konnten. Die dafür einzurichtenden Rückstellungen erreichen 2017 (aktuellstes verfügbares Jahr) mit fast 1,3 Mio. € ihren Höchststand. Die Stadt könnte für diese Summe rund 15 bis 20 Arbeitsstellen schaffen. Diese personalwirtschaftlich schlechte Bilanz gipfelt nun darin, dass insgesamt 16 Verwaltungsmitarbeiter*innen in den letzten zwei Jahren der Stadt Waltrop gekündigt haben.
Führungskräfte in die Pflicht nehmen
Statt wie die SPD zu überlegen, wie man durch Vergünstigungen wie Werkswohnungen oder Essengutscheine die verbliebenen Beschäftigten enger an die Stadt binden kann, ist es erstmal notwendig, den Krankenstand zu minimieren. Die Auswirkungen der hohen Fehlzeiten belasten die Bürgerinnen und Bürger wie auch die gesunden Beschäftigten. Die Maßnamen zur Stärkung der gesundheitsförderlichen Ressourcen der Verwaltungsmitarbeiter*innen sind jedoch nicht ausreichend, sie gehen kaum über das gesetzlich geforderte hinaus. Insbesondere eine wichtige Beschäftigtengruppe wird dabei ausgeklammert: die Führungskräfte! Das Führungsverhalten der Personalverantwortlichen hat einen entscheidenden Einfluss auf z.B. das Auftreten von Kurzzeiterkrankungen bei ihren Mitarbeiter*innen. Die Führungskräfte mögen fachlich kompetent sein, aber verstehen sie es auch ihre Mitarbeiter*innen zu unterstützen und zu motivieren?
Personalwirtschaftlicher Scherbenhaufen
Das ist nicht die einzige Baustelle, die die Bürgermeisterin unbearbeitet lässt. Anscheinend gibt es noch nicht einmal für jede Arbeitsstelle der Verwaltung eine Arbeitsplatzbeschreibung. Weiterhin fehlt es an Vertretungsregeln, die gewöhnlicherweise für Urlaubs- oder Krankenzeiten eingerichtet werden. Auch die Frauenförderpläne sind nicht fertiggestellt, sondern „in Arbeit“, von einem ausgearbeiteten Personalentwicklungskonzept ganz zu schweigen. Und die Aufgaben im Personalbereich werden nicht weniger. Als Mitglied der Städtekoalition gegen Rassismus hat sich die Stadt verpflichtet, Chancengleichheit und Gleichberechtigung auch unter ihren Beschäftigten zu fördern, z.B. durch Maßnamen zur Förderung der interkulturellen Kompetenz. Und in dieser schwierigen Situation hat mit der Leiterin des Personalbereichs, ein Jahr nachdem sie eingestellt wurde, gekündigt.