Rathaus

Hoher Krankenstand erfordert rasches Handeln!

Der Waltroper Aufbruch fragte auch in 2020 die Stadtverwaltung nach dem Krankenstand der Verwaltungsmitarbeiter*innen.

Die wichtigste Zahl zuerst: Die Quote verharrte auch im vergangen Jahr bei knapp 12%. Nach 11,83 % im Jahr 2018 erhöhte sich die Quote im Jahr 2019 leicht auf 11,91 % (sh. Diagramm 1). Der Wert ist weiterhin zu hoch und nicht akzeptabel.

Die Waltroper Verwaltung nimmt beim Krankenstand im interkommunalen Vergleich weiterhin eine Spitzenstellung ein.

Diagramm 1 – Krankenstand im Waltroper Rathaus von 2011 bis 2019

Krankenstand verursacht Verzögerungen bei sozialen Leistungen

Die krankheitsbedingte Abwesenheit der Mitarbeiter*innen hatte unmittelbare Auswirkungen auf die Bürger*innen. Der WA-Fraktion berichteten Bürger*innen in folgenden Bereichen von Verzögerungen bei der Beantragung bzw. Berechnung von Leistungen: bei der Beistandschaft, beim Wohngeld und auch bei der Grundsicherung. Der Krankenstand in der Verwaltung trifft also Menschen, die auf die Unterstützung der Gemeinschaft angewiesen sind:

– Alleinerziehende, in der Regel Frauen, wo der Kindsvater seinen finanziellen Verpflichtungen gegenüber der Familie nicht nachkommt,

– Menschen mit geringem Einkommen, die Wohngeld benötigen, um eine angemessene Unterkunft zu finanzieren und

– Langzeitarbeitslose, denen mit der Grundsicherung („Hartz IV“) das Existenzminimum zugestanden wird.

Mitarbeiter*innen leisten Mehrarbeit und schieben Urlaube auf

Doch nicht nur die Bürger*innen spüren den Krankenstand der Verwaltung. Um die Lücken der kranken Kolleg*innen zu schließen, müssen die gesund gebliebenen Verwaltungsmitarbeiter*innen immer öfters Überstunden bzw. Mehrarbeit leisten und Urlaube aufschieben. Dies wird an der stark angestiegene Höhe der Rücklagen sichtbar, die der Kämmerer im Haushalt für Mehrarbeit und Urlaubsansprüche einstellen muss. Um fast 20 % stieg die Summe in den vergangenen zwei Jahren auf nunmehr 1,5 Mio. € (sh. Diagramm 2). Zum einen zeigt diese Zahl, wie sehr die gesunden Mitarbeiter*innen durch den krankheitsbedingten Personalmangel beansprucht werden, zum anderen fehlt das Geld das in der Rückstellung gebundene Geld, um beispielsweise Personal aufzustocken.

Diagramm 2 – Entwicklung der Rückstellungen für Überstunden und ungenutzten Urlaub

Kündigungen halten an

Zwölf Verwaltungsmitarbeiter*innen haben 2019 für sich keine berufliche Zukunft mehr in Waltrop gesehen und gekündigt. Dies ist eine*r weniger als das Jahr davor. Auch die Verwaltung in Waltrop muss sich mehr um qualifizierte und motivierte Mitarbeiter*innen bemühen, da in den letzten Jahren auch der Arbeitsmarkt für Verwaltungsangestellte in Bewegung gekommen ist. Verschärft wird dieses Problem durch die Überalterung der Belegschaft, ein Fünftel wird in den nächsten Jahren in Rente/Pension gehen. Der Personalbedarf wird weiterhin hoch sein. Es ist daher wichtig, dass sich Arbeitgeber wie die Stadt Waltrop in eine gute Position bringen.

Kein betriebliches Gesundheitsmanagement

Wer nun zurecht erwartet, dass Bürgermeisterin Moenikes umsteuert, wird enttäuscht. Der Waltroper Aufbruch fragte deshalb auch: was unternimmt die Bürgermeisterin, um das gesundheitliche Potenzial der Beschäftigten zu stärken und somit den Krankenstand zu senken? Die Verwaltung listete in ihrer Antwort lediglich Maßnahmen aus, die gesetzlich vorgeschrieben sind:

– Betriebliches Eingliederungsmanagement – § 167 Absatz 2 SGB IX;

– Gefährdungsbeurteilung – Arbeitsschutzgesetz;

– Evakuierungsübungen – § 10 des Arbeitsschutzgesetzes, § 4 (4) der

– Arbeitsstättenverordnung und § 13 (1) der Gefahrstoffverordnung; G26 und G37- Untersuchungen – Arbeitsschutz nach berufsgenossenschaftlichen Grundsätzen etc.

Betriebliche Gesundheitsförderung bedeutet mehr als nur den gesetzlichen Vorgaben zu genügen. Der hohe Krankenstand, die starke Belastung der Mitarbeiter*innen durch Mehrarbeit und Urlaubsverzicht sowie die hohe Fluktuation verlangen weitere personalwirtschaftliche Initiativen.

Der Fisch stinkt bekanntlich vom Kopf her

Da der Fisch bekanntlich vom Kopf her stinkt, was auch die Mitarbeiterbefragung eindeutig ergeben hat, schlägt der Waltroper Aufbruch seit Jahr und Tag der Verwaltung vor, in einem ersten Schritt die Führungskräfte zu schulen. Jede*r, der in der Verwaltung Personalverantwortung trägt, sollte darin geschult werden, wie man Personal führt. Wie schafft man es, die Leistungsbereitschaft und Arbeitsmotivation der Mitarbeiter*innen zu steigern, so dass die Ziele erreicht bzw. Aufgaben erfüllt werden, und zugleich die Mitarbeiter*innen hierfür Anerkennung und Wertschätzung erfahren. Hier sind sicherlich schnell messbare Verbesserungen zu erzielen, es muss nur angegangen werden.

 

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